Dienstag, 23. September 2014

Stenoblog N°2 - ein Reisebericht

Nach der langen Spielzeitpause habe ich heute dann doch mal die ersten Papierstapel, die sich mit der Zeit gebildet haben weg geräumt und dabei einen Stapel Texte in die Hand bekommen!
Hier ein besonders schönes Exemplar wie ich finde.

Der Text ist tatsächlich auf einer Bahnfahrt quer durch Deutschland in's ferne Rostock entstanden - Genau genommen sind es mehrere Texte, die ich hinterher montageähnlich zusammengefügt habe. Ich finde, dass das Gefühl einer Zugfahrt und der Zeit die man dort mal für sich hat dadurch noch verstärkt wird...

Irgendwo zwischen Landschaftsbeobachtung, Romantischer Reisesehnsucht und Eisenbahnernostalgie.

In Kürze erreichen wir: Schwanheide.
In Schwanheide gibt es Kutschen und Pferde und alte Häuser und alte Autos. Verbringen wir hier mal Ferien zusammen? Wie eine Zeitreise in die 60er... Die Bahnlinie geht genau gerade durch das flache Land. Schade, dass es keine Dampflok ist, dann wäre das Western Feeling perfekt! Hier ist immerhin ganz viel Sonne und grün wenn meine Orientierung nicht ganz falsch ist, müsste man mit einem von den Oldtimern da vorne in einer halben Stunde am Meer sein! Und mit den Pferden kann man sicher die Elbe entlang reiten!
Es gibt einen kleinen Bahnhof hier. Wir können aus dem RE direkt in die Natur fallen! Der Zug hält. Draußen steht eine ältere Dame am Gleis und filmt den Zug. Sicher schöne Bilder. Automatisch lächle ich in ihre Richtung. Oder die ihrer Kamera.
Urlaub mit dir. Mir hat letztens wer von Erholung durch absolute Isolation erzählt. Alleine könnte ich das nicht. Ich fühle mich ja jetzt schon verloren.
Jetzt sind draußen nur noch Bäume. Wald. Die Dörfer und Felder werden weniger und weniger... Schwanheide liegt hinter mir. Und du noch viel weiter.Verbringen wir hier mal Ferien zusammen?

In Kürze erreichen wir: Schwerin.
Unterwegs sein ist so herzzerreißend schön!
Aber wieso verdammt bin ich denn alleine unterwegs, wo es dann doch auch noch herzzerreißend einsam ist? Diese unendliche Schönheit Deutschlands, die man sich von zu Hause aus oft kaum vorstellen kann und zum Beispiel im Sommer lieber in den weiten Süden flieht. Doch hier gibt es sie auch, Landschaften wie man sie in Frankreich vermutet hätte, Holland oder Italien. Höfe, Dörfer, alte Bahnstationen, schmale, braun asphaltierte Sträßchen, die die Schienen kreuzen... Ein Pick-Up fährt vorbei... Vielleicht zum nächsten Dorf?
Etwas liegt an den Schienen... Ein Lagerplatz für Holz, Metall und anderes Baumaterial!
„Schwerien-Süd“, sagt die DB Stimme, die doch sonst so negativ klingt. Draußen dass, was man auf dem Land... Oder in den 50ern ein Gewerbegebiet nennen würde. Dann wieder grünes Getreide neben gelbem Raps. Ein paar Wolken am Himmel, für den Moment die einzige Erinnerung an das in letzter Zeit besonders graue, kalte Ruhrgebiet. Ansonsten Sonne.

Und dann wieder dieser eine Gedanke... Irgendwann zeige ich dir all' diese Landschaft, dann erkunden wir beide die Dörfer und Felder an denen ich jetzt nur kurz Halt mache, bevor es wieder weiter geht. Ich versuche mir so viele schöne Orte wie möglich zu merken. Die Fachwerkhäuserreihe, den Parkplatz im nirgendwo mit den vielen Oldtimern, das halb verfallene Backsteinhaus, aus dessen Dach schon die ersten Pflanzen wachsen. Ockerfarbe.

Eine gepflasterte Landstraße. Nicht breiter als ein Fußgängerweg. Ein Mädchen versucht per Anhalter mitgenommen zu werden.

„Schwerin Mitte“. WO? Drei Häuser mit je höchstens drei Etagen sind zu erkennen. Ist Schwerin nicht eine Hauptstadt? Können drei Häuser denn eine Hauptstadt sein? Vielleicht ist da irgendwo eine Großstadt? „Schwerin Hauptbahnhof“. Hier jedenfalls nicht.

Bad Kleinen ist interessant! Hier ist irgendwie noch ein Hauch Bayern und was modernes in der Architektur verloren gegangen! Fachwerkhäuser mit riesigen Glasterassen auf den kleinen Hügeln.