Sonntag, 13. März 2016

"Das ist Bruce - mein Minderwertigkeitskomplex" - Der Neurosenkrieg im TheaterPACK

Quelle: TheaterPACK (www.theaterpack.com)
 Leipzig, 11.03.2016, Jacky kämpft in "Der Neurosenkrieg" nach Melanie Vega im TheaterPACK in Frank Schletters Inszenierung mit ihren personifizierten Psychosen in Form von Einspielungen.
Die Protagonistin des Stücks, Jacky, hat die Angewohnheit in allen Lebenssituationen 10-Punkte-Listen zu führen. Ganz in ihrem Sinne kommen hier die 10 Gründe, warum "Der Neurosenkrieg" eine gelungene, frische und funktionierende Inszenierung ist, die man gesehen haben muss.

1. Die Bühne: Schon bei Betreten des "Laden auf Zeit" in der Kohlgartenstraße ist klar, dass dies kein Theaterabend wie jeder andere wird. Die Bestuhlung des Raumes ist nicht zur klassischen Bühne, die noch das Bühnenbild der letzten Premiere ziert, sondern auf die Barampore ausgerichtet. 
Der Weg zu den Toiletten und Garderoben führt deshalb heute direkt über die Bühne. Eine gute Gelegenheit, sich diese genauer anzuschauen: Ein unaufgeräumtes Zimmer eines jungen Menschen. Eine Chaiselongue, Zeitungen, Schuhe und mehrere Einrichtungsstücke in Star Wars Optik.
Der kleine Laden auf Zeit füllt sich. "Gong", ertönt die Stimme des Regisseurs Frank Schletter und das Saallicht geht aus. 
2. Die Geschichte: Die Protagonistin Jacky (Sandra Eckardt) tritt auf. Passend dazu gibt es frische Rockmusik der Band "6 Aux-In". Sie beginnt aufgeregt ihr Zimmer aufzuräumen, weil ihr Freund mit ihren Schwiegereltern in spe sich zum Sonntagsessen angekündigt haben. Der Braten ist auch schon im Ofen - schlecht nur, dass Jacky Vegetarierin ist. Grund genug für Bruce, ihren Mensch gewordenen Minderwertigkeitskomplex zu erscheinen. Zusammen mit Cassie, der Paranoia versucht er alles, um das wichtige Ereignis schon im Voraus zum Desaster zu machen.

3. Die Neurosen: Am Anfang ist Jacky alleine auf der Bühne, erzählt von sich und ihrem Leben. Erst, als ihre Welt etabliert ist, kommen die Neurosen dazu und gewinnen bis kurz vor Ende der Inszenierung immer mehr Redeanteil und somit Bedeutung für den geitigen Zustand der Frau. Die personifizierten Psychosen werden aus dem Off eingespielt. Dafür lieh Mario Rothe-Frese dem Minderwertigkeitskomplex Bruce seine Stimme. Cassie, wird von Julie Seifert gesprochen.
Jegliche Bedenken, es könnte zu viel "vom Band" werden, sind sofort beseitigt. Der Dialog mit dem Aufgenommenen funktioniert einwandfrei. Die Stimmen klingen überraschend authentisch und die Anwesenheit der imaginären Eindringlinge ist durch Eckardts Spiel nicht anzuzweifeln. Die Schauspielerin zeigt stets, wo die unliebsamen Gäste anzunehmen sind, interagiert sogar mit ihnen, wird bedrängt und verfolgt.
4. Schauspielerische Leistung: Nicht nur in der Behauptung des Imaginären stellt die Schauspielerin Sandra Eckardt ihr Können unter Beweis. Von Anfang an kann die junge Schauspielerin, die im TheaterPACK bereits für "Die gelehrten Frauen" oder "Ein Sommernachtstraum" auf der Bühne stand, überzeugen. Eindrucksvoll beweist sie, wie nah sich Normalität und Wahnsinn sind. So bleibt sie trotz allen Verrücktheiten und Ticks, die sie aufweist, den ganzen Abend die symphatische, emozionale Mittzwanzigerin, mit der man sich identifizieren kann.
5. Aktualität: Die Probleme und Zweifel, die die Protagonistin beschäftigen sind dem Zuschauer nicht fremd. Von der Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen über Rechtfertigungszwang der eigenen Persönlichkeit bis zum scheiternden Protest gegen unterdrückende Gesellschaftsnormen werden alle Themen des Jahres 2016 angesprochen.  6. Alltäglichkeit: Dafür findet das TheaterPACK in dem Text von Melanie Vega die alltagstaugliche und dennoch nicht platt wirkende Sprache und in der Inszenierung die passenden Bilder. Die oben bereits beschriebene Bühne läd als Studentenzimmer geradezu zu einer Identifizierung ein. Ebenso die unterschiedlichen Outfits, die Jacky nacheinander für den wichtigen Anlass ausprobiert und immer wieder wechselt. Wie war das, als ich vermeintliche Schwiegereltern in spe kennengelernt habe? Wo verstelle ich mich im Leben? Was sind meine Schwächen? Wann kommt mein Bruce raus?

7. Humor: Trotz den ernsten Themen und Problemen verliert das Stück niemals den nötigen Witz. So kann das Publikum beispielsweise sehr darüber lachen, dass ihre Psychaterin kurzerhand mit Jacky per Telefon Schluss macht, nachdem diese sie scheinbar zum wiederholten mal terrorisiert hat. Solche Momente machen das Stück erfrischend und dem Zuschauer großen Spaß.
8. Der Telefant - Illustration: Trotz der Realitätsnähe des Stoffes und der Umsetzung widersteht die Inszenierung der Versuchung einer Bebilderung des Textes. Es wurde für diese Arbeit genau geschaut, welche Requisiten wirklich gebraucht werden, um ein stimmiges Gesamtbild zu schaffen. So bekommt der Zuschauer beispielsweise den viel thematisierten Sonntagsbraten nie zu Gesicht.
Ein besonderes Requisit scheint der metallerne Elefant zu sein. Er dient zum einen als Bezugsgegenstand für Jacky (ähnlich einem Kuscheltier für Kinder), ist aber zugleich auch ein Telefon.
9. Ein Vergleich: Durch die Entscheidung, eine zweite Bühne im Raum zu benutzen, entsteht ein direkter Vergleich zum Bühnenbild von "Die Geschichte vom einsamen Selb". Es handelt sich um zwei Einpersonenstücke, die von Menschen und ihren psychischen Problemen handeln, die in ihrer Inszenierung aber nicht unterschiedlicher sein könnten.

10. Das Ende des Stücks, welches an dieser Stelle natürlich nicht verraten wird. (Wie) kann Jacky ihren Neurosenkrieg gewinnen und sich aus den aufgezwungenen Anpassungen befreien? Es ist auf jeden Fall bis zum überraschend ausfallenden, gelungenen Ende spannend.

Unseren Vlog zum Premierenbesuch mit Hintergrundinfos und den ersten Eindrücken nach der Premiere gibt es hier.


Die nächsten Chancen, Jacky bei ihrem "Neurosenkrieg" zu begleiten sind am Sonntag den 20.03. und Samstag den 26.03. jeweils um 19:00 Uhr im Laden auf Zeit, Kohlgartenstraße 51.
Alle Infos zum TheaterPACK unter www.theaterpack.com

Samstag, 12. März 2016

Nachrichten aus dem ProWieso?rium 001


"ich bin max; und ich bin merlin! und zusammen sind wir das ProWieso?rium! wir sind dieses internetphänomen, von dem jeder spricht. nein, nicht die mit den katzenvideos... die mit dem grillprojekt! dem glühweintest, den komischen klamotten und perrücken, doofen wortwitzen, fliegenden tannenbäumen und natürlich kükenman.
auf einer skala von 3 bis mittwochabend hält bekanntlich nichts länger als das ProWieso?rium."

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