Sonntag, 13. März 2016

"Das ist Bruce - mein Minderwertigkeitskomplex" - Der Neurosenkrieg im TheaterPACK

Quelle: TheaterPACK (www.theaterpack.com)
 Leipzig, 11.03.2016, Jacky kämpft in "Der Neurosenkrieg" nach Melanie Vega im TheaterPACK in Frank Schletters Inszenierung mit ihren personifizierten Psychosen in Form von Einspielungen.
Die Protagonistin des Stücks, Jacky, hat die Angewohnheit in allen Lebenssituationen 10-Punkte-Listen zu führen. Ganz in ihrem Sinne kommen hier die 10 Gründe, warum "Der Neurosenkrieg" eine gelungene, frische und funktionierende Inszenierung ist, die man gesehen haben muss.

1. Die Bühne: Schon bei Betreten des "Laden auf Zeit" in der Kohlgartenstraße ist klar, dass dies kein Theaterabend wie jeder andere wird. Die Bestuhlung des Raumes ist nicht zur klassischen Bühne, die noch das Bühnenbild der letzten Premiere ziert, sondern auf die Barampore ausgerichtet. 
Der Weg zu den Toiletten und Garderoben führt deshalb heute direkt über die Bühne. Eine gute Gelegenheit, sich diese genauer anzuschauen: Ein unaufgeräumtes Zimmer eines jungen Menschen. Eine Chaiselongue, Zeitungen, Schuhe und mehrere Einrichtungsstücke in Star Wars Optik.
Der kleine Laden auf Zeit füllt sich. "Gong", ertönt die Stimme des Regisseurs Frank Schletter und das Saallicht geht aus. 
2. Die Geschichte: Die Protagonistin Jacky (Sandra Eckardt) tritt auf. Passend dazu gibt es frische Rockmusik der Band "6 Aux-In". Sie beginnt aufgeregt ihr Zimmer aufzuräumen, weil ihr Freund mit ihren Schwiegereltern in spe sich zum Sonntagsessen angekündigt haben. Der Braten ist auch schon im Ofen - schlecht nur, dass Jacky Vegetarierin ist. Grund genug für Bruce, ihren Mensch gewordenen Minderwertigkeitskomplex zu erscheinen. Zusammen mit Cassie, der Paranoia versucht er alles, um das wichtige Ereignis schon im Voraus zum Desaster zu machen.

3. Die Neurosen: Am Anfang ist Jacky alleine auf der Bühne, erzählt von sich und ihrem Leben. Erst, als ihre Welt etabliert ist, kommen die Neurosen dazu und gewinnen bis kurz vor Ende der Inszenierung immer mehr Redeanteil und somit Bedeutung für den geitigen Zustand der Frau. Die personifizierten Psychosen werden aus dem Off eingespielt. Dafür lieh Mario Rothe-Frese dem Minderwertigkeitskomplex Bruce seine Stimme. Cassie, wird von Julie Seifert gesprochen.
Jegliche Bedenken, es könnte zu viel "vom Band" werden, sind sofort beseitigt. Der Dialog mit dem Aufgenommenen funktioniert einwandfrei. Die Stimmen klingen überraschend authentisch und die Anwesenheit der imaginären Eindringlinge ist durch Eckardts Spiel nicht anzuzweifeln. Die Schauspielerin zeigt stets, wo die unliebsamen Gäste anzunehmen sind, interagiert sogar mit ihnen, wird bedrängt und verfolgt.
4. Schauspielerische Leistung: Nicht nur in der Behauptung des Imaginären stellt die Schauspielerin Sandra Eckardt ihr Können unter Beweis. Von Anfang an kann die junge Schauspielerin, die im TheaterPACK bereits für "Die gelehrten Frauen" oder "Ein Sommernachtstraum" auf der Bühne stand, überzeugen. Eindrucksvoll beweist sie, wie nah sich Normalität und Wahnsinn sind. So bleibt sie trotz allen Verrücktheiten und Ticks, die sie aufweist, den ganzen Abend die symphatische, emozionale Mittzwanzigerin, mit der man sich identifizieren kann.
5. Aktualität: Die Probleme und Zweifel, die die Protagonistin beschäftigen sind dem Zuschauer nicht fremd. Von der Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen über Rechtfertigungszwang der eigenen Persönlichkeit bis zum scheiternden Protest gegen unterdrückende Gesellschaftsnormen werden alle Themen des Jahres 2016 angesprochen.  6. Alltäglichkeit: Dafür findet das TheaterPACK in dem Text von Melanie Vega die alltagstaugliche und dennoch nicht platt wirkende Sprache und in der Inszenierung die passenden Bilder. Die oben bereits beschriebene Bühne läd als Studentenzimmer geradezu zu einer Identifizierung ein. Ebenso die unterschiedlichen Outfits, die Jacky nacheinander für den wichtigen Anlass ausprobiert und immer wieder wechselt. Wie war das, als ich vermeintliche Schwiegereltern in spe kennengelernt habe? Wo verstelle ich mich im Leben? Was sind meine Schwächen? Wann kommt mein Bruce raus?

7. Humor: Trotz den ernsten Themen und Problemen verliert das Stück niemals den nötigen Witz. So kann das Publikum beispielsweise sehr darüber lachen, dass ihre Psychaterin kurzerhand mit Jacky per Telefon Schluss macht, nachdem diese sie scheinbar zum wiederholten mal terrorisiert hat. Solche Momente machen das Stück erfrischend und dem Zuschauer großen Spaß.
8. Der Telefant - Illustration: Trotz der Realitätsnähe des Stoffes und der Umsetzung widersteht die Inszenierung der Versuchung einer Bebilderung des Textes. Es wurde für diese Arbeit genau geschaut, welche Requisiten wirklich gebraucht werden, um ein stimmiges Gesamtbild zu schaffen. So bekommt der Zuschauer beispielsweise den viel thematisierten Sonntagsbraten nie zu Gesicht.
Ein besonderes Requisit scheint der metallerne Elefant zu sein. Er dient zum einen als Bezugsgegenstand für Jacky (ähnlich einem Kuscheltier für Kinder), ist aber zugleich auch ein Telefon.
9. Ein Vergleich: Durch die Entscheidung, eine zweite Bühne im Raum zu benutzen, entsteht ein direkter Vergleich zum Bühnenbild von "Die Geschichte vom einsamen Selb". Es handelt sich um zwei Einpersonenstücke, die von Menschen und ihren psychischen Problemen handeln, die in ihrer Inszenierung aber nicht unterschiedlicher sein könnten.

10. Das Ende des Stücks, welches an dieser Stelle natürlich nicht verraten wird. (Wie) kann Jacky ihren Neurosenkrieg gewinnen und sich aus den aufgezwungenen Anpassungen befreien? Es ist auf jeden Fall bis zum überraschend ausfallenden, gelungenen Ende spannend.

Unseren Vlog zum Premierenbesuch mit Hintergrundinfos und den ersten Eindrücken nach der Premiere gibt es hier.


Die nächsten Chancen, Jacky bei ihrem "Neurosenkrieg" zu begleiten sind am Sonntag den 20.03. und Samstag den 26.03. jeweils um 19:00 Uhr im Laden auf Zeit, Kohlgartenstraße 51.
Alle Infos zum TheaterPACK unter www.theaterpack.com

Samstag, 12. März 2016

Nachrichten aus dem ProWieso?rium 001


"ich bin max; und ich bin merlin! und zusammen sind wir das ProWieso?rium! wir sind dieses internetphänomen, von dem jeder spricht. nein, nicht die mit den katzenvideos... die mit dem grillprojekt! dem glühweintest, den komischen klamotten und perrücken, doofen wortwitzen, fliegenden tannenbäumen und natürlich kükenman.
auf einer skala von 3 bis mittwochabend hält bekanntlich nichts länger als das ProWieso?rium."

Unter diesem Motto steht unser neuer Youtube Channel. Immer mit der Selfie - Cam bewaffnet um für euch unser alltägliches #prowieso2rium einzufangen.
Was wir machen? Das was jeder machen sollte: Alles, was Spaß macht. Dabei legen wir uns bewusst nicht fest, alles ist möglich, ist ja ProWieso?risch!

Angefangen hat alles mit einem Glühweintasting - die meisten großen Erfolge beginnen wie mensch weiß mit einem guten Wein - mittlerweile haben wir von Let's Play bis Theater- und Filmbericht einige Formate probiert, modifiziert und erfunden.

Hauptsächlich sind wir in Leipzig unterwegs, aber auch das Ruhrgebiet und eigentlich die ganze Republik stehen auf der Agenda.

Auch haben wir mittlerweile mehrere Auftragsproduktionen gemacht. Ob wir ein Video für euch produzieren, drehen und schneiden sollen, oder von einem Event o.ä. in einem unserer Videos berichten sollen. Meldet euch einfach bei Facebook oder per Mail bei uns!

Donnerstag, 24. Dezember 2015

4. Weihnachtsbrief: FROHE WEIHNACHTEN MERRY CHRISTMAS

Es ist soweit! Ich bin sicher, ich spreche für alle: Die letzten Geschenke sind verpackt, der Baum ist geschmückt, das Haus für die Liebsten bereitet, die Kühlschränke gefült, die Herzen offen. Weihnachten steht nicht nur vor der Tür, es kommt schon herein mit all der Wärme, Liebe und den Leckereien.
Deswegen möchte ich zuerst all' den lieben Menschen da draußen ein fröhliches und besinnliches Weihnachtsfest wünschen.

Driving Home for Christmas
Am 21. war es soweit! Zusammen mit Max vom ProWieso?rium und den Kaninchen ging es auf Richtung Heimat! Aus Gemütlichkeit haben wir uns für die Bimmelbahn Variante entschieden und ganz viel gesehen, viele Menschen getroffen und einfach Zeit gehabt.
Am Ende des Tages waren wir dann endlich in Dortmund bei Heimat und Familie angekommen.


Santa Baby... - Geschenke
Eigentlich wollte ich an dieser Stelle noch eine große Geschenke Rubrik machen. Allerdings wurde ich kurzfristig von der Weihnachtsmann und Christkind Gewerkschaft darauf hingewiesen, dass es vielleicht nicht meine beste Idee wäre, vor der Bescherung alles auszuplaudern... So müssen sich dann jetzt wohl alle gedulden! Aber ich bin sicher, ihr hattet alle genauso tolle und kreative Ideen! 
... Ich bin gespannt vielleicht ein paar davon verraten zu bekommen :)

Rockin' around the Christmastree
Nachdem in Leipzig der Baum ja schon länger stand, war es natürlich trotzdem ein Highlight in der Heimat mit der Familie den Weihnachtsbaum zu schmücken! 
Dieses Jahr haben wir uns für eine bunte Kugel- und Dekomischung entschieden. Denn auch hier gilt 2015 besonders: Bunt is Beautiful! ... Rote, Goldene, Blaue, Grüne, Silberne Kugeln harmonieren perfekt mit Lametta, Candy Canes und allem was noch dazu gehört!
In wenigen Stunden werden dann auch schon die ersten Geschenke den Baum noch weiter schmücken! 

Deswegen will ich niemanden länger aufhalten und wünsche noch einmal allen eine wunderschöne, frohe Weihnachtszeit im Kreise der Liebsten.
Genießt die Ruhe und die schönen Dinge; das gemeinsame Kochen, Essen, Schenken, Reden, Beisammensein und vergesst nicht, alle Menschen an eurem Glück teilhaben zu lassen.
Liebst,

Euer Weihnachtsmerlin.

Freitag, 11. Dezember 2015

3. Weihnachtsbrief: Zwischen Tannenbaum, Comics, Glühwein und Weihnachtskonzert

Morgen ist schon die 1. Hälfte der Adventskalendertürchen geöffnet - Höchste Zeit für einen weiteren Weihnachtsbrief!
In den letzten 2 Wochen ist auch schon wieder einiges passiert. Hier eine kleine Zusammenfassung der vielen Highlights der bisherigen Adventszeit 2015:

1. Der Weihnachtsbaum
Ich habe es ja im letzten Weihnachtsbrief bereits angekündigt und kurz danach war es dann auch schon soweit: Seit einer guten Woche schmückt dieser wunderschöne Weihnachtsbaum unser Wohnzimmer. Dass über die Feiertage niemand hier in Leipzig ist, war die Chance, den Baum schon so früh auftzustellen und zu schmücken.
Als ich die weihnachtlich duftende Fichte mit Max entdeckt, gekauft und stilecht mit der Straßenbahn heim transportiert habe, kam uns die Idee, sie doch mit möglichst vielen Menschen zusammen zu schmücken. So wurde das Aufhängen von Kugeln, Ketten und Candy Canes mit gemeinsamem Essen und Glühwein zu einem schönen Abend mit Freunden. Weihnachten ist Zusammensein.

2. Comic Con
Das Nikolaus Wochenende durfte ich auf der "German Comic Con" in Dortmund verbringen. Ich habe also nicht nur ein cooles Wochenende mit tollen Menschen, Kostümen und und und gehabt, sondern war auch ein paar Tage mehr in der Vorweihnachtszeit in der Heimat bei Familie und Freunden.
Auf jeden Fall werde ich das cosplayen weiter führen, mal schauen, was sich da so ergibt in nächster Zeit! Weihnachten ist Spaß.

Mein erstes YouTube Video ist offiziell online! Project Glühwein ist ein Test, für alle, die noch nicht wissen, was sie an den Feiertagen mit ihren Liebsten trinken wollen.
Es hat auf jeden Fall meega viel Spaß gemacht, das Video zu drehen und zu schneiden und ich freue mich auf weitere Aufnahmen dieser Art! Weihnachten ist Neues Probieren.

4. Uni Weihnachtskonzert und -Party
Gestern war das große Konzert der Theater- & Musikwissenschaftler sowie Kunstpädagogen der Uni Leipzig.
Als Fachschaftsrat Mitglied und Vorbereitungsverantwortlicher gab es einiges zu tun! Umso mehr freue ich mich, dass wir alle einen soo schönen Abend miteinander hatten; mit toller Live Musik und einer fetten Party. Weihnachten ist Feiern.


Wow, die Feiertage rücken immer näher. Ich genieße die Adventszeit und all' die tollen Dinge, die ich mit all' den tollen Menschen machen durfte und darf und hoffe, dass es bei euch genauso schön und gemütlich ist und bleibt.
In diesem Sinne,
Merlin

Mittwoch, 25. November 2015

2. Weihnachtsbrief: Zwischenstand Dekoration

... Und auf einmal war es schon der 25.11. und nur noch ein Monat bis Weihnachten! Wenn das kein guter Anlass ist, einen "Weihnachtszwischenstand" zu ziehen!
Jagut, das klingt jetzt im ersten Moment nach Leistungssport, ich meine aber vor allem die vielen schönen Dinge, die mit Weihnachten zusammen hängen, welche sich eben erst langsam entwickeln... So wie ja eigentlich alles an dieser Zeit - Der Adventskalender, bei dem erst nach und nach die Türchen offen stehen, die vier Kerzen auf dem Kranz, die Besorgungen für die Liebsten und natürlich überhaupt das Weihnachtsgefühl, die Spannung und Vorfreude!
 
Bei mir zeigt sich die Weihnachtsentwicklung dieses Jahr besonders bei der Dekoration. Weil ich letztes Jahr über die Adventszeit sehr oft nicht hier war, habe ich die Wohnung kaum vorbereitet. Das ist dieses Jahr zum Glück anders! Hier ein paar Beispiele, wie es mit wenig Geld und einfachen Mitteln weihnachtlich-gemütlich aussehen kann, ohne zu erschlagen.

1. Kücheninsel
Die [übrigens neue und selbstgebaute, wenn es jemanden interessiert kann ich mehr dazu schreiben :)] Kücheninsel hat gestern erst die volle Portion Weihnachtsfarben abbekommen! Der rote Läufer hat an den Enden noch ganz einfache goldene Stickereien und passt perfekt zum Weihnachtsstern und dem selbstgemachten Adventskranz. Dieser besteht aus Eibe aus dem Garten, kleinen Weihnachtskugeln und Candy Canes. Zuckerstangen wären natürlich auch für die Tischdecke noch ein tolles Accessoir, allerdings würden sie dann sicher nicht lange überleben!
Die bordeaux- bis lilafarbene Kerze sticht auf dem Tisch zwar etwas hervor, aber irgendwie macht es die Komposition ja auch besonders und spannend, dass eben nicht alles ist, wie erwartet.

2. Die Fenster
Diese einfache Lichterkette finde ich jedes Jahr wieder im Keller und freue mich auf's neue, dass ich sie habe! Dazu gibt es seit dem letzten Jahr diese Schnee-Watte, die mir aber ohne die goldene Kette darunter doch etwas zu kalt vorkam.
Wenn ich das Bild schon gestern gemacht hätte, wäre auf dem Dach gegenüber auch noch/ schon der erste echte Weihnachtsschnee für dieses Jahr gewesen...
Irgendwas fehlt aber noch an den Fenstern - Ich bleibe dran!

3. Kalax Ablage
Dieses kleine Stickdeckchen wäre zugegeben vielleicht nicht meine erste Dekowahl, wenn es nicht von meiner verstorbenen Großmutter selbstgemacht wäre. So steht es für mich einfach für meine Familie und überhaupt alle, die mir wichtig sind und gerade auch jene, die an Weihnachten nicht bei mir sein können.
Unabhängig von diesem Hintergrund ist das Deckchen im Moment mit Kerze, Tannengrün, Weihnachtsgebäck und Glöckchen ausgestattet - Tendenz zu mehr Kitsch steigend.
Erfahrungstipp: Eine solche volle und bunte Dekoration wirkt schnell unaufgeräumt und funktioniert deshalb nur, wenn drum herum viel Platz und Ordnung ist ;)
 
 Es fehlt jetzt quasi nur noch ein Weihnachtsbaum... Ich arbeite dran und melde mich schnell wieder mit dem nächsten Weihnachtsbrief.
Rückmeldung, Anregungen und Ideen übernehmen ist wie immer erwünscht.
Merlin

Freitag, 13. November 2015

1. Weihnachtsbrief: It's beginning to... oder ein kleiner Vorweihnachtsratgeber

Es ist soweit. Halloween ist schon 2 Wochen vorbei und so befinden wir uns quasi schon mitten drin. In der (Vor-)Weihnachtszeit. Jeden Tag eine gute Dosis Weihnachtsmusik, langsam schon mal dekorieren, die ersten Plätzchen backen und einfach genießen, wie alles um einen rum langsam wunderschön, geschmückt und gemütlich wird...
Damit diese "Most wonderful time of the year" nicht, wie leider viel zu oft, im selbstgemachten Stress und durch den krampfhaften Versuch sie aufzuhalten nur so vorbeifliegt, will ich sie dieses Jahr endlich mal wieder genauer festhalten (Wow, ein auf so viele Arten so passendes Wort) und einfach bewusster wahrnehmen. 
Und hier ist also der erste Weihnachtsbrief 2015. Mitte November ist vielleicht schon etwas spät, aber ich muss mich nun mal an die wichtigste Vorweihnachtsregel halten...

Weihnachten auf dem Notizblock

In der Weihnachtsplanerei gibt es manche Spinnerei
Die schönste Zeit des Jahres will gut geplant sein. Deswegen führt auch für leidenschaftliche Weihnachtsmänner und -frauen kein Weg am Notizblock und Brainstorming vorbei.
Was willst du dieses Jahr vor dem Fest alles machen? Mit wem und wann und wie und überhaupt? Denk groß! Alles ist möglich - es ist immerhin Weihnachten.
Für mich sind diese schönen Herbstabende mit dem ersten "Little Drummer Boy" oder "Fairytale of New York" schon fast so toll wie das am Kamin sitzen und Feliz Navidad singen 2 Monate später! Einfach mal herumspinnen: Gibt es ein Krippenspiel? Oder Weihnachtslied? Plätzchen! Selbstgemachte Kerzen? Einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt? Adventslounge? Weihnachtsmarkttour?
Und mit selbstgemachtem Glühwein und einer toll duftenden Kerze kann es jetzt niemand mehr abstreiten: "It's beginning to look a lot like Christmas".

Mein Tipp: Es gibt kein "zu früh"! Ein einfaches Beispiel: Wenn die ersten Schokonikoläuse im August in den Läden stehen ist es zu spät in die Schokonikolaus Produktion einzusteigen ;).
Aaaber trotz dieses Drucks, den Läden und Werbeindustrie uns schon im Sommer einreden, gilt immer die wichtigste Vorweihnachtsregel: Kein Stress. Wer versucht durch "möglichst viel schaffen" eine besinnliche Zeit zu erzwingen wird am Ende nichts richtig gemacht und vor allem richtig genossen haben...

Was ich dieses Weihnachten schon alles gemacht habe und was meine Pläne so alles beinhalten, werde ich in den nächsten Weihnachtsbriefen berichten - Nachahmung erwünscht.
Merlin

Sonntag, 7. Dezember 2014

Schmink mich! – oder mal inszeniert und nicht inszenierend sein




Noch weiß ich nicht, was auf mich zukommt
Mit einem Klappstuhl auf den Leipziger Weihnachtsmarkt, zwischen Feuerzangenbowle und (ekeliger) Schaumwaffel... So fing das „Abenteuer Postkapitalismus-Performance“ heute morgen um 13 Uhr für mich an.
Treffpunkt am Hbf, Marie und Cindy, die mich für dieses Projekt angefragt haben, welches sie im Rahmen der Leipziger Euroscene (Theater- und Filmfestival) unter dem diesjährigen Motto „Transit“ erarbeitet haben, haben schon jede Menge Make Up gekauft. Nicht zuletzt, weil ich froh war, endlich der künstlerischen Durststrecke der letzten Tage zu entkommen, war ich sofort von der Idee „mich schminken zu lassen“ begeistert. Der großartige Hintergrundgedanken, mit dieser Performance ein postkapitalistisches Tauschsystem in einen Hauptumschlagsort des Kapitalismus (halt den Weihnachtsmarkt) zu säen, hat sich mir erst im Laufe des Tages überhaupt erklärt ;) !

Die Idee ist einfach: Jeder der Lust hat schminkt mich, wie er Lust hat, solange er Lust hat. Dafür bekommt mensch eine Art Gutschein - eine „Card Blanche“ - die die Zeit oder den Aufwand, den ich zur Verfügung gestellt habe repräsentiert. Diese Karte muss nun immer weiter gegeben werden, indem jemand anderem ein ebenbürtiger Dienst erbracht wird. Natürlich soll sich nicht die ganze Stadt schminken, aber die kleinen Nettigkeiten des Alltags werden so, so die Theorie, bewusster ausgeführt und vervielfacht. Ich bin gespannt, ob von den vielen Karten die wir heute verteilt haben ein paar wirklich mehrere Stationen schaffen! Ein junger Mann wollte zum Beispiel für die Karte seine Freundin zum Bier einladen, vielleicht trägt diese dann ihrer Nachbarin die Einkäufe hoch und das System hat schon die ersten Früchte getragen...


Und los geht’s: Rein ins Getümmel, einen Platz nicht mitten drin; aber direkt an der Menge gefunden, eine Szene mit Kleeband markiert und das mit Lippenstift geschriebene „Schmink mich!“ Schild hoch gehalten. Die ersten Studenten kommen vorbei. Ich kriege Lippenstift und Grundierung, sie eine „Card Blanche“. Außer dem Spaß und tollem Video- und Fotomaterial gibt es viele spannende Gespräche über Idee der Performance, Kapitalismus, den Tauschansatz und Sternburg Bier.
Also da hat sich jemand wirklich wirklich Mühe gegenem finde ich!
„Werden mit eurem System nicht die Freundlichkeiten, die doch eigentlich selbstverständlich sind und gar nicht in kapitalistischem Zusammenhang stehen in den Kapitalismus rein gezwängt?“, fragt eine Frau, die mich trotz langer Grundsatzdiskussion nicht schminken möchte. Noch bevor ich denken kann, dass sie irgendwie recht hat kontert Marie, dass es eben um „mehr“ als das Selbstverständliche geht und dass es in Spanien (ich glaube, es war Spanien) ein ganzes Dorf gibt, welches auf diesem System beruht. Ich höre fasziniert zu, während mir ein polnischer Jugendlicher, dem Cindy tatsächlich auf polnisch das Prinzip erklärt hat, „Illuminati“ mit Lippenstift auf die Stirn schreibt.
Eine Gruppe etwas äterer Damen möchte mich zwar nicht schminken, weil ich „so gut aussehe, dass ich das nicht nötig habe“, wäre aber bereit für den Zweck, zu dem wir diese Kunst machen zu Spenden. Wir erklären ihr, dass es uns genau darum geht KEIN Geld zu verwenden. Sie findet es schade uns nicht unterstützen zu können.
Das Foto täuscht, ich war rot.

Kurz danach platzen zwei Schwestern (ich schätze zwischen 7 und 11) in ein Gespräch mit einem älteren französischen Paar, die sich nicht sicher sind, ob sie richtig verstanden haben, was Begriffe wie „Schminken“ oder „Postkapitalismus“ bedeuten. Die beiden Mädchen sind schnell überzeugt von der Idee einen Jungen schminken zu dürfen und die Mutter ist von unserem Konzept begeistert. Während sie mir die dritte Schicht Lippenstift auf Nase und Augenlider verteilt, berichtet mir die ältere Schwester, dass ihre Freundin letztens in der Schule einen Vortrag über Make Up gehalten hat und dieses demnach „nicht sonderlich gut für die Haut“ sei, ihr dass aber in meinem Fall egal sei. Die Jüngere ist dabei den Lippenstift mit einer ordentlichen Portion „Glitzer“-Lidschatten festzupinseln. Die beiden haben wirklich eine unglaubliche Ausdauer und die Mutter eine mindestens genauso große Geduld! Wow! Nach mindestens 20 Minuten sind die Künstlerinnen mit ihrem Werk in lila-rot-rosa zufrieden und der letzte Maskara wird in meine Augenbrauen eingearbeitet; „So wie, wenn ich einen Tanzauftritt habe!“
Nach jeder Menge Fotos von den Damen und ihrem Kunstwerk, die am Abend stolz Papa präsentiert werden sollen verabschieden sich die drei.
 
Einer rechts einer links... Kreativ
Während ich mich abschminke (die Tücher hätte man selbst als Kunstwerke ausgeben können, so bunt wie das, was da von meinem Gesicht runter kam war) beschlossen die Inszenatorinnen, dass wir genug Material gesammelt haben. Da ist ja noch das Paar, das mir gleichzeitig zwei Penisse auf die Wangen gemalt hat, die Frau, der ich eine professionelle Maske zu verdanken habe, um die mich so manche Dame beneiden würde, der Student, der diese mit einem schwarzen Wimperntusche-Schnurrbart verfremdet hat und und und.
Um wieder aufzutauen und die Ergebnisse zu besprechen trinken wir eine heiße Schokolade. Ich bin erstaunt wie gut das Experiment funktioniert hat und wie viel Interpretationsspielraum die Performance und die noch entstehende künstlerische Videoauswertung frei gibt. Von der Wahl einer Handykamera als Medium über Gender Aspekte, weil ich als „Mann“ geschminkt wurde, bis zu den verschiedenen „Transit“ Vergleichen. Meine Transformation, das Weitergeben der Karten, Antikapitalismus, …
Im Nachhinein wirklich schade, dass ich zum Bezahlen zum nächsten Geldautomaten gerannt bin und nicht einfach im Gegenzug für den Kakao morgen meinen Hausflur putzen kann!
 
 
 
... Dieses eine Bild hat leider nicht in die Formatierung gepasst, aber ich muss es einfach noch hinzufügen!

Liebe Grüße,

Freddy Merc Merlin